Lernschwierigkeiten
14 Jahre
männlich
2019/2020

Gustaf*, 14 Jahre, Lernschwierigkeiten “Ich war überglücklich, als ich mein Abschlusszeugnis der 9. Klasse in den Händen hielt.”

“In der 8. Klasse hatte ich keinen Bock mehr auf Schule, war oft überfordert, wusste garnicht wo ich anfangen sollte, hatte ständig Stress mit meinen Eltern und bin im Nachhinein wirklich überrascht, was ich mit Hilfe meiner Familie geschafft habe.”

Situation

Gustaf und seine Eltern kommen zum Erstgespräch. Sie schildern, dass Sie mit dem neuen Konzept der Gesamtschule überfordert sind, da es nur bedingt Frontalunterricht gibt und ihr Sohn - der recht still und schüchtern wirkt - mit dem Wochenplankonzept nicht zurecht kommt.

Bis zur 8. Klasse gab es keinen Zensurenspiegel und die schulische Beurteilung spiegelte nicht seinen tatsächlichen Wissensstand wider. Das Halbjahreszeugnis war dann äußerst ernüchternd: Durchschnittsnote 4. Zu diesem Zeitpunkt wurde - was schon seine Anfänge in der 3. Klasse hatte - besonders deutlich, dass Gustaf große Schwierigkeiten mit der Selbstorganisation bei der Erledigung der Wochenaufgaben in der Schule hat.

Er fühlt sich überfordert und kann es selbst nicht beschreiben, was ihn beim Lernen hemmt. Weiterhin erzählt er, dass er am Ende der Unterrichtsstunde die Ergebnisse einfach aus dem Lösungsheft abgeschrieben hat und dies niemand kontrollierte. Das Schulkonzept kann die individuelle Förderung von Gustaf, die er benötigt, nicht leisten.

Zuhause gibt es immer wieder Konflikte. Die Eltern berichten, dass sie oft ratlos und verzweifelt sind und dass sie nicht verstehen, weshalb ihr Sohn die besprochenen und vereinbarten Aufgaben und Ziele nicht einhalten kann. Sie unterstellen ihm Faulheit und Desinteresse. Aus ihrer Sicht verbringt er zu viel Zeit allein in seinem Zimmer mit Spielen und Daddeln. Dies führt auch immer wieder zu Konflikten zw. den Eltern.

Weiterhin berichten die Eltern im Anamnesegespräch:

  • frühkindliche Entwicklungsverzögerung (eingeschränkte Hörfähigkeit, motorische Einschränkung)
  • unsicheres kindliches Verhalten
  • ergotherapeutische Behandlung
  • ADS-Testung (kein eindeutiger Befund)

Die Eltern haben im Internet nach alternativ unterstützenden Methoden der Lernhilfe gesucht und sind dabei auf die Neurofeedbacktherapie gestoßen und möchten diese begleitend zur außerschulischen Lernhilfe durchführen lassen.

Therapie­ansatz

Zu Beginn der Behandlung wurde zusätzlich eine ADS-Testung mit einem Diagnose-Frage-Bogen durchgeführt. Zur Überprüfung dieser Angaben wurde ein Sieben-Kanal-EEG abgeleitet, dass Belastungstests mit Lesen und Rechnen beinhaltete. Daraus wurde ersichtlich, dass im Frontalkortex ein überdurchschnittlicher Theta- und unterdurchschnittlicher Betananteil vorlag. Im sensomotorischen Kortex ließ sich eine erhöhte neuronale Anspannung bei verminderter SMR-Amplitude (fehlende Fokussierung)nachweisen.

Auf Grundlage der Anamnese, des Diagnose-Frage-Bogens und des EEG´s liegt aus meiner Sicht eine klare ADS-Diagnostik vor. Gemeinsam mit Gustaf und den Eltern wird ein Wochenstruktur- und Lernplan erarbeitet. Dabei greift die Familie auf externe Lernhilfe (3 x á 1,5 h/Woche in Mathe, Deutsch und Englisch)zu. Als Motivation versprachen die Eltern Gustaf eine Playstation, die er sich schon lange wünschte, wenn er den vereinbarten Notendurchschnitt im Abschlusszeugnis erreicht.

Parallel kommt Gustaf 1-2 mal die Woche zur Neurofeedbackbehandlung. Zur Behandlung werden 2 Methoden durchgeführt:

  1. Frequenzband-Training über dem sensomotorischen Kortex: Um die hohe neuronale Anspannung (hiBeta) zu reduzieren und den sensomotorischen Rhythmus (SMR) zu erhöhen.
  2. SCP-Training: Das Training beinhaltet die Steuerung der langsamen kortikalen Potentiale (Hemmung und Aktivierung) über dem Zentrum des sensomotorischen Kortex, um die Unteraktivierung zu erhöhen, die Wahrnehmung zu steigern und die Verarbeitungsgeschwindigkeit zu erhöhen. Hier werden 80 Durchgänge á 8 sek. pro Behandlung durchgeführt.

Zusätzlich wird mit den Eltern ein Elterncoaching vereinbart und durchgeführt.

Ergebnisse

Die Behandlung und Begleitung konnte mit folgenden Ergebnissen abgeschlossen werden:

  • Gustaf: “Ich bin viel konzentrierter und kann meine Aufgaben größten Teils selbstständig erledigen”.
  • Gustaf: “Meine Noten sind viel besser geworden, besonders in Mathe bin ich jetzt richtig gut und habe Spaß daran”.
  • Gustaf: “Ich bin viel entspannter geworden und traue mich auch zu fragen, wenn ich etwas nicht verstehe. In einer größeren Gruppe fällt es mir immer noch schwer”.
  • Eltern: “Wir sind froh darüber, externe Hilfe in Anspruch genommen zu haben, da wir unseren Sohn jetzt besser verstehen und motivieren können und dadurch unser Familienleben entspannter geworden ist. Das Thema Schule ist nicht mehr so allgegenwärtig und bedrückend”.

Feedback von Gustaf ein halber Jahr später: “Ich konnte es garnicht so recht fassen, als ich mein Abschlusszeugnis der 9. Klasse in den Händen hielt. Ich habe als Klassenbester die Schule abschließen können.”

*Zum Schutz der Privatsphäre meiner Klienten, werden fiktive Namen verwendet.

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Portrait Torsten Sochorick